ABC-Improvisation
Ziel dieser Übung ist, zu lernen wie eine Improvisationsszene eine dramatische Struktur erhält.
Dramatische Struktur
Diese Übung arbeitet mit der einfachsten denkbaren dramatischen Struktur. Eine Szene (dieselbe Struktur eignet sich auf für ganze Stücke), besteht hierbei aus drei Teilen.
- Anfang: Am Anfang wird das Setting etabliert. Das heißt, es wird festgelegt, wo die Szene spielt und wer darin vorkommt.
- Mittelteil: Ein Konflikt wird in die Szene eingeführt. Der Konflikt dient dann dazu, Spannung aufzubauen.
- Ende: Eine Lösung für den Konflikt wird präsentiert.
Dabei sollte der Mittelteil nicht zu kurz sein. Die Rule of Three kann helfen: Es braucht zwei erfolglose Lösungsversuche, bis eine Lösung für den Konflikt gefunden werden darf.
Die Übung
In dieser Improvisationsübung spielen drei Personen, A, B unc C.
- Person A betritt als erstes die Bühne und etabliert den Ort (gibt also den Anfang der dramatischen Struktur vor).
- Person B kommt dazu und bringt einen Konflikt mit. Beginnt also den Mittelteil der dramatischen Struktur. A und B suchen dann eine Lösung für den Konflikt, finden aber keine.
- Person C kommt dazu und präsentiert die Lösung des Konflikts.
Konflikte
Erstmal ein Beispiel:
A beginnt eine Szene, in der er Dinge in ein Regal räumt. Er arbeitet in einem Supermarkt. B kommt dazu und fragt, wo man Vollkornmehl findet.
Wenn A jetzt die Stelle im Regal zeigt, löst er damit den Konflikt. Das ist nicht Sinn der Übung. A könnte sagen, dass er es auch nicht weiß. B kann jetzt darüber meckern, wie inkompetent das Personal ist. Damit entsteht ein Konflikt. Alternativ können A und B gemeinsam durch den Supermarkt irren und Vollkornmehl suchen. Das ist kein Streit, aber auch ein Konflikt. Schließlich taucht C auf und zeigt, wo das Mehl steht.
Es gibt also zwei Arten von Konflikt. Konflikte miteinander, nämlich Streit, und Konflikte mit der Umgebung, zum Beispiel die gemeinsame Suche nach etwas, gemeinsame Flucht vor etwas oder ähnliches.
Übungsziele
Es sollte darauf geachtet werden:
- Beim Thema bleiben, Die Szene hat einen Konflikt, der gemeinsam gelöst werden soll. Wenn jeder der Spieler tausend Ideen für einen Konflikt (oder auchd as Setting oder die Auflösung) hat, und die alle einbringt, entsteht keine klare Handlung. Es geht also auch darum, sich zurückzunehmen und demjenigen, den anderen Platz für ihre Ideen zu geben (Improregel: Spielangebote annehmen)
- Vorgaben akzeptieren. A gibt den Ort vor, also sind alle am von A gewählten Ort. Es wird nicht plötzlich der Supermarkt zum Atomkraftwerk, nur weil das besser zu Bs Konflikt passt (Improregel: Was gesagt wird ist wahr).
- Den Konflikt nicht zu früh lösen. Die meisten von uns sehnen sich im Alltag nach Harmonie. Wenn ein Konflikt auftritt sind wir kompromissbereit und suchen nach einer Lösung. In der Impro soll aus dem Konflikt Spannung entstehen, also darf er nicht zu früh aufgelöst werden. Das muss geübt werden (Improregel: Konflikte suchen).
Alternative
Es gibt auch andere dramatische Strukturen als die oben vorgestellte. Zum Beispiel die zyklische Struktur des absurden Theaters (zum Beispiel in Samuel Becketts "Warten auf Godot"). Kann man so etwas auch improvisieren?