Nora oder ein Puppenheim

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Das Stück handelt vom Scheitern der Ehe von Torvald und Nora Helmer. Zwei Jahre vor Einsetzen der dramatischen Handlung überarbeitet sich Torvald derart, dass ihm nur eine Reise in den Süden das Leben retten kann. Nora beschafft das Geld für einen einjährigen Italienaufenthalt, indem sie ohne das Wissen ihres Mannes ein Darlehen aufnimmt und dafür die Unterschrift ihres Vaters fälscht. Zwei Jahre später, an Weihnachten, droht Nora ihr Gläubiger Nils Krogstad, das Geheimnis zu lüften, wenn sie ihm nicht hilft, seine gesellschaftliche Stellung zu retten. Sie kann ihm nicht helfen, und als er die Drohung wahr macht, kommt es zur Aussprache und Trennung der Helmers. Nora emanzipiert sich von ihrem Mann, der sie stets als kostbare Puppe ohne Anrecht auf ein Eigenleben betrachtet hat.

Das Stück kann auf eine lange Vergangenheit als Meilenstein der Frauenbewegung zurückblicken. Über hundertzwanzig Jahre nach seiner Uraufführung versucht die Thunis-Inszenierung herauszufinden, welche Mechanismen heute die Geschlechterrollen dominieren und welchen Einfluss die Öffentlichkeit darauf ausübt. Bei genauerem Hinsehen bemerkt man jedoch, dass Ibsens Schauspiel vielfältige und komplexe Lesarten anbietet und thematisch über die Emanzipation der Frau hinausreicht. Für den Autor selbst stand laut eigener Aussage nicht im Vordergrund, einen Beitrag zur Frauenrechtsbewegung zu leisten. Vielmehr prangert er die "Lebenslüge" des Bürgertums seiner Zeit an und fordert zu mehr Ehrlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen auf. Die Inszenierung von Thunis ist bemüht, eindeutige Schuldzuweisungen zu vermeiden: Jeder Charakter besitzt seine Stärken und Schwächen, und letztlich stellt sich die Frage, ob nicht alle nur Opfer ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Prägungen sind. Freuen Sie sich auf farbenfrohe Bilder aus dem Hier und Jetzt, innerhalb derer sich die Charaktere bewegen und gegen die sie manchmal rebellieren.

Autor

Henrik Ibsen (1828 - 1905): norwegischer Schriftsteller, Sohn eines Kaufmanns; nach Bankrott des väterlichen Geschäfts (1836) Apothekerlehre (1844-150); währenddessen Vorbereitung auf das Abitur (1850); erste dramatische Versuche mit dem Revolutionsdrama Catilina (1850, dt. 1896); 1851 Übernahme der künstlerischen Leitung des neugegründeten Theaters in Bergen; 1857-62 Leitung des Norske Teatret in Christiania; 1858 Heirat mit der Pfarrerstochter Suzannah Thoresen aus Bergen; ab 1864 mit einem bescheidenen Dichterstipendium Leben in Deutschland (Berlin, Dresden, München, Meiningen) und Italien (Rom, Sorrent); 1891 Rückkehr nach Norwegen; 1900 erster Schlaganfall, 1906 23. Mai Tod nach langer Krankheit.

Regie

  • Julian Colbus
  • Jasmin Pfeiffer

...studieren Vergleichende Literaturwissenschaft, Romanistik und Englisch an der Universität des Saarlandes. Sie waren bereits in unterschiedlichen Funktionen bei saarländischen Theatergruppen aktiv, unter anderem im Jugendclub U21 des Saarländischen Staatstheaters sowie im Jugendclub des theater überzwerg. Außerdem verfassen sie gemeinsam literarische Texte und arbeiten zurzeit an der Inszenierung ihres aktuellen Bühnenstücks, das 2011 im Saarbrücker Theater im Viertel uraufgeführt wird. Julian Colbus ist zudem als Pianist und Keyboarder bereits mit diversen Musikprojekten auf Bühnen im Saarland und Umgebung zu sehen gewesen.

Besetzung

  • Torvald Helmer: Stephan Jacob
  • Nora Helmer: Katja Straub
  • Christine Linde: Annina Krause
  • Dr. Rank: Torben Burkart
  • Nils Krogstad: Sebastian Martin Rehm
  • Anne, Kindermädchen: Julia Gergen
  • Lena, Hausmädchen: Bettina Röhrig