Friedrich Schiller

Nach den beiden überaus erfolgreichen Produktionen im vergangenen Jahr, Anja Hillings Sinn“ und Nora Mansmanns 2 brüder 3 augen“, wendet sich Thunis nun der klassischen Theaterliteratur zu.

Friedrich Schillers "Wilhelm Tell“, ist wohl eines der bekanntesten deutschen Dramen. Die Geschichte von Tell, der vom Landvogt Gessler gezwungen wird, seinem Sohn einen Apfel vom Kopf zu schießen, und als Rache seinen Peiniger in der hohlen Gasse“ erschießt, ist fast jedem aus dem schulischen Literaturunterricht bekannt.

Das Freiheitsdrama“, wie es auch oft genannt wird, hat eine sehr bewegte und auch belastende Aufführungs-geschichte. Von den Nazis instrumentalisiert, stieg es zum meist gespielten Drama der NS-Diktatur auf. Nach Kriegsende wurde es wiederum in Ost- und West-deutschland für die jeweilige politische und soziokulturelle Position vereinnahmt.

Dieser schweren Vorbelastung setzt Thunis mit der Inszenierung von Tim Stefaniak, eine frische, sich allen Vorurteilen verwehrende Interpretation entgegen. Die Absage an die tradierte Vorstellung eines Wilhelm-Tell- Superstars“, die Reduzierung auf die sprachliche Stärke des Textes und die behutsame Übertragung in die heutige Zeit sind nur einige der Eckpunkte der Inszenierung.

Besetzung

  • Hermann Geßler, Reichsvogt in Schwyz und Uri: Tim Stefaniak Werner
  • Freiherr von Attinghausen, Bannerherr: Alexander von Lautz
  • Ulrich von Rudenz, sein Neffe: Antoine Richard
  • Werner Stauffacher, Landmann aus Schwyz: Florian Schmer
  • Gertrud, Stauffachers Gattin: Stefanie Ulrich
  • Walther Fürst, Landmann aus Uri: Stephan Jacob
  • Wilhelm Tell, Landmann aus Uri: Christopher Koppermann
  • Hedwig, Tells Gattin, Fürsts Tochter: Katja Straub
  • Walther, Tells Knabe: Lasse Zimmat (a.G.)
  • Ein Hirte: Eugen Feihe
  • Ein Jäger: Stephan Jacob
  • Ein Fischer: Antoine Richard
  • Arnold vom Melchtal, Landmann aus Unterwalden: Philipp Ulrich
  • Konrad Baumgarten, Landmann aus Unterwalden: Christian Klein
  • Berta von Bruneck, eine reiche Erbin: Eva König
  • Armgard, Bäuerin: Nora Tritschler
  • Friesshardt, Söldner Gesslers: Torben Burkardt
  • Rudolf der Harras, Gesslers Stallmeister: Daniel Mantel
  • Ein öffentliche Ausrufer: Daniel Mantel
  • Geßlerischer und Landenbergischer Reiter: Torben Burckardt
  • Sennerin 1: Sarah Hölcker
  • Sennerin 2: Elisa Worna
  • Bäuerin 1: Sarah Hölcker
  • Bäuerin 2: Elisa Worna

Friedrich Schiller

Friedrich Schiller als Sohn eines württembergischen Werbeoffiziers aufge-wachsen in einem pietistisch geprägten Eltern-haus, mußte er ab 1773 auf Befehl des württem-bergischen Herzogs Carl Eugen entgegen seinen Neigungen Jura und Medizin an der militärisch geführten Karlsschule studieren. Anschließend war er für kurze Zeit als Regimentsmedikus tätig. Angeregt durch die Dichtung Schubarts sowie die Lektüre der Schriften Rousseaus und der Jugendwerke J. W. Goethes entstand ab 1777 sein Erstlingsdrama DIE RÄUBER, das mit triumphalem Erfolg 1782 in Mannheim aufgeführt wurde, dem Dichter jedoch Schreibverbot und Arrest durch den Herzog einbrachte. Schiller floh daraufhin 1782 aus Württemberg und fand Zuflucht in Thüringen. Hier entstand u.a. das Drama KABALE UND LIEBE, das zusammen mit den RÄUBERN und der VERSCHWÖ- RUNG DES FIESCO ZU GENUA sowie der gesell-schaftskritischen Gedichtsammlung Anthologie auf das Jahr 1782“ seine Sturm-und-Drang-Periode bilden. Sie zeichnen sich durch die Auflehnung gegen die absolutistische Obrigkeit seiner Zeit aus, ohne dass der Dichter eine radikale Umwälzung der gesellschaftlichen Verfassung seiner Zeit letztlich vertritt.

Das Weltbild Schillers, der 1792 Ehrenbürger der Französischen Republik wurde, sich jedoch mit zunehmender Distanz zur Französischen Revolution äußerte, ist auch in seinen Jugendwerken religiös geprägt. Die spätere Ablehnung der Revolution stellt keinen Bruch in seiner Haltung dar, und vor allem in seinen theoretischen Schriften verlangt er vor der politischen Befreiung des Menschen dessen Erziehung zur Mündigkeit, wie seine Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen“ 1795 zeigen.

Mit WILHELM TELL brachte Schiller 1804 seine Vor-stellungen eines politischen Umsturzes auf den Punkt. Es sollte das letzte fertiggestellte Theaterstück des Dichters sein. Schiller starb 1805 in Weimar.